Montag, 7. Dezember 2015

Mikroprozessorgesteuerte Bevormundung


Ach, was waren das noch für Zeiten, als man alles „von Hand“ machen musste… schlimme Zeiten, was hat sich die gute deutsche Hausfrau plackern müssen!
….und aber auch konnte - zum profanen Beispiel möge mal die gute, noch gar nicht so alte Waschmaschine herhalten, die man früher nach Programmstart noch einmal anhalten konnte, einfach qua "Stop"-Knopf oder sogar durch simples Türaufmachen, worauf sie ihre Trommel stoppte, und man die Gelegenheit hatte, ein weiteres Wäschestück hinein zu packen, dass noch mit in den Waschgang sollte, oder eins heraus zu fischen, das versehentlich darinnen gelandet war und eigentlich in die 30°-Wäsche gehörte.

Ebenso konnte man an seinem Toaster einen noch mechanischen Auswurf jederzeit betätigen, um das Brot vorzeitig zu entnehmen, wenn man sich während des Toastens gewiss wurde, dass man es doch nicht soo braun und kross haben wollte…

Und zuletzt, nicht minder ärgerlich (eher noch mehr) :
Die Sache mit der Filmwiedergabe von modernen digitalen Datenträgern – ja, diese Silberscheiben, die zum Auslesen noch rotiert werden müssen. (Für die nachwachsenden Generationen sei das hier explizit annotiert.) - Ich weiß nicht, wie es Euch damit geht, aber wenn ich soeben Geld für einen Film auf DVD oder "bluray" bezahlt habe, um ihn mir jetzt (und vielleicht noch viele weitere Male, wann immer ich Lust dazu habe) anschauen zu können, dann will ich nicht - unabbrechbar, wohlbemerkt! - erstmal minutenlang Programmvorschau (wessen Programm eigentlich ?!) ertragen müssen, oder gar darauf hingewiesen werden, dass Raubkopierer hinter Gitter gehören und maximal alle Jahre wieder ein Solidaritäts-Ständchen ihrer zurückgelassenen Familie ante portas knastis ertragen dürfen...

… profane Beispiele ? Sicherlich. Aber sie stehen dennoch exemplarisch und sogar symptomatisch für einen Trend, der seit ca. den späten 1990ern zu beobachten ist:

Der mündige Verbraucher als Herr über seine Gerätschaften ist längst unerwünscht.

Moderne Haushalts- und Unterhaltungselektronikgeräte wollen sich von ihm nicht mehr ins Programm hineinpfuschen lassen.

Die Geräte sollen heutzutage möglichst nur noch einen Einschaltknopf aufweisen, nach dessen Betätigung sie dann fast autonom ihr Programm herunterspulen, und ansonsten sozusagen "wissen", was als nächstes kommen darf und was gut (oder auch nicht gut) für ihre(n) Besitzer(in) ist.

Das SMART Virus greift um sich, hat seine generische Sphäre (die Software auf Desktop Computern) längst verlassen und dringt nun allmählich in alle Lebensbereiche vor - als neues, scheinbar verbraucherzentriertes Paradigma getarnt - wird die autonome, embedded Software basierte Steuerung zum Hüter des Geräts und sperrt den Verbraucher auch gerne mal aus, wenn es gerade nicht passt, degradiert ihn damit zum passiven Benutzer seiner Geräte, deren Besitzer er aber weiterhin rein rechtlich ist. (Wobei im Bereich der kommerziellen Desktop-Software dieses klassische Besitztums- / Eigentumsverhältnis schon fast ebenso lange in Aufweichung begriffen ist, entsprechend trickreich formulierte Terms Of Use leisten der Entmündigung des Softwarekäufers auf immer dreistere Weise Vorschub...)

Mikroprozessoren, sogenannte "Embedded Controller", haben die Herrschaft über alles und jedwedes Haushaltsgerät übernommen ! Gnadenlos spulen sie ihr Programm ab, das in ihrem EPROM bzw. nichtflüchtigen RAM eingebrannt worden ist, und wenn man da mal eingreifen will, riegeln sie ab : Da lässt sich die Waschmaschinen-Haube nach Stoppen des Spülprogramms erstmal 60 Sekunden lang nicht öffnen - es könnte ja schon Wasser in der Maschine sein. Selbst wenn das ein berechtigter Einwand wäre - als Besitzer eines Toploader Waschvollautomaten (so der heutige Industrie-Sprech) läuft bei mir nichts aus, wenn ich oben die Haube und darunter die Metalltrommel öffne, bestenfalls wird's an den Händen mal ein bisserl nass - so what !?

Aber der Verbraucher, dieses arme, unmündige Wesen, muss ja partout vor seiner eigenen Blödheit geschützt werden ! Und schließlich diktiert der (von den Verantwortlichen bewusst erzeugte) sogenannte Fachkräftemangel in Dumpfland und Industrieländern längst die Richtung, in die es gehen muss: Autonome Geräte, Verzeihung: SMART bots, werden uns im Alter einmal pflegen müssen. Jeder vierte Deutsche kann sich dies lt. einer []-Umfrage [Quelle] bereits vorstellen... Da ist die Gewöhnung eines jeden an smart agierende, also scheinbar intelligent handelnde Maschinen, ein absolutes Gebot der Stunde.

"Lasst Euch ein wenig / kon-trol-lie-ren !"

To be continued....